Thursday, March 8, 2018

Ehret die Frauen! Ein Briefgruß zum  Internationalen Frauentag 2018 


Potsdam, 8. März 

seit es die DDR nicht mehr gibt, die diesen Tag der Frauen hochhielt, der übrigens in Amerika seinen Ursprung hat, darf man sich auch bei uns dazu beglückwünschen. Also, liebe Mutter, schicke ich Dir zunächst einmal gute Wünsche zum Frauentag. Kein geringerer als Friedrich Schiller hat den Frauen schon im 18. Jahrhundert ein schönes Denkmal gesetzt mit seinem Gedicht, das ich meinen guten Wünschen befüge:


Würde der Frauen (1800)

Ehret die Frauen! sie flechten und weben
Himmlische Rosen ins irdische Leben,
Flechten der Liebe beglückendes Band,
Und in der Grazie züchtigem Schleier
Nähren sie wachsam das ewige Feuer
Schöner Gefühle mit heiliger Hand.
    Ewig aus der Wahrheit Schranken
    Schweift des Mannes wilde Kraft;
    Unstät treiben die Gedanken
    Auf dem Meer der Leidenschaft;
    Gierig greift er in die Ferne,
    Nimmer wird sein Herz gestillt;
    Rastlos durch entlegne Sterne
    Jagt er seines Traumes Bild.
Aber mit zauberisch fesselndem Blicke
Winken die Frauen den Flüchtling zurücke,
Warnend zurück in der Gegenwart Spur.
In der Mutter bescheidener Hütte
Sind sie geblieben mit schamhafter Sitte,
Treue Töchter der frommen Natur.
    Feindlich ist des Mannes Streben,
    Mit zermalmender Gewalt
    Geht der wilde durch das Leben,
    Ohne Rast und Aufenthalt.
    Was er schuf, zerstört er wieder,
    Nimmer ruht der Wünsche Streit,
    Nimmer, wie das Haupt der Hyder
    Ewig fällt und sich erneut.
Aber, zufrieden mit stillerem Ruhme,
Brechen die Frauen des Augenblicks Blume,
Nähren sie sorgsam mit liebendem Fleiß,
Freier in ihrem gebundenen Wirken,
Reicher, als er, in des Wissens Bezirken
Und in der Dichtung unendlichem Kreis.
    Streng und stolz, sich selbst genügend,
    Kennt des Mannes kalte Brust,
    Herzlich an ein Herz sich schmiegend,
    Nicht der Liebe Götterlust,
    Kennet nicht den Tausch der Seelen,
    Nicht in Thränen schmilzt er hin;
    Selbst des Lebens Kämpfe stählen
    Härter seinen harten Sinn.
Aber, wie leise vom Zephyr erschüttert,
Schnell die äolische Harfe erzittert,
Also die fühlende Seele der Fraun.
Zärtlich geängstet vom Bilde der Qualen,
Wallet der liebende Busen, es strahlen
Perlend die Augen von himmlischem Thau.
    In der Männer Herrschgebiete
    Gilt der Stärke trotzig Recht;
    Mit dem Schwert beweist der Scythe,
    Und der Perser wird zum Knecht.
    Es befehden sich im Grimme
    Die Begierden wild und roh,
    Und der Eris rauhe Stimme
    Waltet, wo die Charis floh.
Aber mit sanft überredender Bitte
Führen die Frauen den Scepter der Sitte,
Löschen die Zwietracht, die tobend entglüht,
Lehren die Kräfte, die feindlich sich hassen,
Sich in der lieblichen Form zu umfassen,
Und vereinen, was ewig sich flieht.


Nun mögest Du, liebe Mutter, möget Ihr zurecht sagen, welch ein idealistisches Bild wird hier von der Frau gezeichnet! Und damit habt Ihr natürlich recht. Schiller, der Verfasser der „Glocke“, der „Räuber“ und des “Wilhelm Tell“ war auf seine alten Tage ein unverbesserlicher Idealist. Natürlich sind viel Frauen, vor allem im Zeitalter des Feminismus weit davon entfernt, diesem Schillerschen Idealbild der Frau zu entsprechen, sie wollen gar nicht so sein.
Und trotzdem ist ja was dran, an dem, was der alte Klassiker spricht: Wir sollten die Frauen ehren und ihre Würde schützen, wir sollten ihnen gestatten, „himmlische Rosen ins irdische Leben zu flechten“ anstatt, sie auf den Schlachtfeldern unsrer Tage das 'fechten zu lehren' und sie daran zu hindern, in jungen Jahren Kinder zu gebären. Immerhin war das in der untergegangenen DDR und in anderen sozialistischen Ländern einmal möglich. Gleichzeitig konnten die jungen Mütter studieren, Berufe ausüben und Spitzenpositionen in Staat und Gesellschaft bekleiden, weil die Gesellschaft für die nötige Infrastruktur sorgte und die Frauen zu schützen wusste.


Wenn die Frauen erniedrigt und gedemütigt werden, wenn sie in ihrem Wesen missachtet werden, das nun mal anders ist als das des Mannes, dann tut das der ganzen Gesellschaft nicht gut. Als erstes leiden die Kinder, dann die Männer und die Familien zerbrechen...

 Ehren wir also nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer, die ihre Frauen zu achten und zu schützen wissen. Es gibt eben auch Männer, die bessere Frauen sind, auch wenn sich das paradox anhören mag. Am Ende sind wir alle schließlich menschliche Wesen mit Fehlern, Schwächen und Unzulänglichkeiten. Nutzen wir also den Frauentag auch dazu, uns unserer Fehler bewusst zu werden und den Männern zu verzeihen. Sie wären bessere Männer, wenn wir bessere Frauen wären.
Schließlich braucht es Männlein und Weiblein um eine Familie zu gründen, um Nachwuchs zu zeugen und vor allem, diesen groß zukriegen! Würden die Frauen nicht so häufig blind mittun, könnten die Männer ihre Kriege nicht führen.


Besinnen wir uns also auf unsere fühlenden Seelen und seien wir einander gut.

Wie weiß es unser Volksmund doch so schön: „Mir Schwoba werdet mit 40 gescheit, die andere net in Ewigkeit“. Da Du, liebe Muttier, inzwischen die bessere Schwäbin bist und die Mundart besser beherrscht als ich etwa, so lasst uns als „guate alte Schwoaba“ gescheit werda mitanander. Der Gruß von heute wird hoffentlich ein Sonntagsgruß und gilt in diesem Sinne auch dem Vater: Werden wir im Alter gescheit, eingedenk dessen, was wir uns erarbeiten konnten und seien wir einander stets gut. Alles Liebe von Eurer Tochter 

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