Wednesday, November 25, 2015

Zum Abschuss der russischen SU 24 Dagmar Henn/vineyardsaker.de/ Putin


15:00
Bisher wirken die bundesdeutschen Medien etwas verstört; die Linie ist unklar, wenn auch (was nicht überrascht) mit einer leichten Tendenz in Richtung Türkei.
Es werden einzelne Aussagen aus der Stellungnahme Putins dazu übernommen, aber ganz spezifische Punkte nicht.
Wichtig an dieser Aussage waren folgende Punkte:
1. Das russische Flugzeug hat den syrischen Luftraum nicht verlassen und wurde über dem syrischen Luftraum abgeschossen, von zwei F-16 Kampfflugzeugen der Türkei (im Laufe des Vormittags hatte das russische Verteidigungsministerium noch erklärt, es ginge von einem Abschuss durch Boden-Luft-Raketen aus).
2. Es gibt eine Vereinbarung zwischen Russland und der NATO, die solche Zwischenfälle ausschließen soll.
3. Russland betrachtet diesen Abschuss als einen heimtückischen Angriff, der Terroristen decken soll.
4. Die Türkei unterstützt Daesh/ISIS.
5. Die russischen Angriffe zielten spezifisch auf eine Gruppe russischer Dschihadisten, die im turkmenischen Siedlungsgebiet aktiv sind.
6. Die türkische Regierung hat nicht zuerst den Kontakt mit Russland gesucht, wie das bei einem Versehen der Fall sein müsste, sondern sofort eine Sitzung der NATO einberufen.


Dass tschetschenische Terroristen in Syrien aktiv sind, ist bekannt. Es gab immer wieder Anläufe der Türkei, sich Gruppen von Turkvölkern gegen Russland zu Nutze zu machen, beispielsweise bei der Auseinandersetzung um die Krim, als die Nachricht kursierte, islamistische Terroristen sollten von der Türkei aus nach Sewastopol gebracht werden.
Putin hat in diesem Interview das erste Mal öffentlich benannt, wer mit Daesh/ISIS kooperiert. Und damit eigentlich (wenn die Kriegstreiber nicht so stark wären) die NATO unter Druck gesetzt, Erdogan an die Kandare zu nehmen.
Es stellt sich aber die Frage, ob die türkische Regierung eine solche Handlung ohne Rückendeckung der NATO oder insbesondere der USA unternimmt. Angeblich sei das russische Flugzeug fünf Mal gewarnt worden… in diesem Zeitraum könnten einige Telefonate stattgefunden haben. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass diese Telefonate davor lagen und die Geschichte mit den fünf Warnungen erfunden ist.
Bei der Frage, ob es zu einer Verletzung des türkischen Luftraums kam, darf ebenfalls nicht vergessen werden, dass die Türkei seit 2012 einen Streifen von 5 km Breite innerhalb Syriens als “Sicherheitszone” behandelt (mit Billigung der NATO, versteht sich), die dem türkischen Luftraum zugeschlagen wird, obwohl es sich um syrisches Gebiet handelt. Näheres zu der Frage auf globalresearch.
15:30
Die BILD ist, wie immer, für Krieg – nicht einmal die Türkei behauptet, das russische Flugzeug hätte aggressive Absichten gehabt:
bild abschuss russisches flugzeug 24112015
16:00
Der Text auf Tagesschau.de wurde inzwischen durch eine “Analyse” aus dem Hauptstadtstudio ergänzt, die folgenden Satz beinhaltet: “Es gibt zwei, sich widersprechende Versionen, die derzeit nicht verifiziert werden können. Aber auf den ersten Blick scheint die türkische Version plausibler zu sein.”
Lawrow hat seinen für morgen geplanten Besuch in Ankara abgesagt.
16:30
Mit seiner Absage hat Lawrow zugleich russische Bürger vor Reisen in die Türkei gewarnt. Einer der größten Reiseveranstalter Russlands hat nach Angaben der BBC Reisen in die Türkei bereits aus dem Programm gestrichen.
Russische Touristen stellen beim Tourismus in die Türkei die zweitgrößte Gruppe:
Top 10 countries whose residents provided the most visits to Turkey (2012 est.)
16:50 
Von US-amerikanischer Rückendeckung geht auch Rainer Rupp in seinem Kommentar bei RT deutsch aus. Und verknüpft den heutigen Vorfall mit der am Freitag übergebenen türkischen Protestnote, die eine Einstellung russischer Luftangriffe im Gebiet der Turkmenen forderte.
17:00
Ramsan Kadyrow hat sich auf Instagramm geäussert und der Türkei versprochen, sie würde “für eine sehr lange Zeit bereuen, was sie getan hat.”
Bisher fehlt jede Nachricht von den beiden russischen Piloten. Es kursieren diverse Videos, die nahelegen, dass sie beim Absprung aus der Maschine von den vermeintlich “moderaten Rebellen” erschossen wurden. Sollte sich das bestätigen, wäre das ein Kriegsverbrechen.
Und die obersten Kriegstreiber selbst haben sich mittlerweile auch zu Wort gemeldet – ein Sprecher der US-geführten “Anti-Terror-Koalition”, der amerikanische Oberst Steve Warren, bestätigt, es habe zehn Warnungen von türkischer Seite gegeben. Praktisch gefragt – so eine SU 24 fliegt ja nicht gerade mit 20 kmh, und das von der Türkei als “Beweis” vorgelegte Radarbild zeigt nicht gerade eine große Flugstrecke in türkischem Luftraum. Also entweder die Türken reden extrem schnell oder die ganze Sache ist (wie zu befürchten) oberfaul. In der Zeit, die es für zehn Warnungen bräuchte, wäre der Flieger ja schon fast in Ankara…
So sieht das übrigens auch der ehemalige Bundeswehrgeneralinspekteuer Kujat im Interview mit dem Deutschlandradio:
“”Wenn die russischen Piloten die syrisch-türkische Grenze überflogen haben und danach fünf Minuten lang zehnmal gewarnt worden, dann wären sie also mindestens vierzig, fünfzig, wenn nicht mehr Kilometer in den türkischen Luftraum eingedrungen. Das ist offensichtlich nicht der Fall. Es gibt also hier durchaus Erklärungsbedarf.”
17:15
Da hat jemand die BILD zurückgepfiffen:
BILD 1700h
Hier die komplette Aussage Putins heute nachmittag:
17:45
Die vorläufige NATO-Linie in Europa wird klar – sowohl Steynmeyer als auch Cameron vermeldeten, die “Hauptstädte sollten miteinander reden”.
18:00
Laut Sputnik bestätigt das Pentagon die Verletzung der türkischen Grenze nicht… Sie sollten sich mal mit dem oben erwähnten Oberst Warren unterhalten.
Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass die US-Administration gerade tief gespalten ist und eine Seite die türkische Aktion gestützt hat.
Interessante kleine “Abrüstung” beim SPIEGEL – das Thema der abgeschossenen SU 24 wurde dem notorisch russophoben Benjamin Bidder entzogen und dem Türkei-Korrespondenten übertragen… Bidder hatte die ersten Artikel heute nachmittag verfassen dürfen.
19:00
Auf Propagandaschau wird klar und verständlich die rechtliche Lage erläutert: entscheidend sei nicht, ob das russische Flugzeug den Luftraum der Türkei verletzt habe, sondern, in welchem Luftraum es sich befand, als es abgeschossen wurde. Und das sei doch eindeutig der syrische gewesen. Die ARD und andere deutsche Medien gäben sich große Mühe, diese Tatsache zu verschleiern.
Das russische Verteidigungsministerium hat den Abschuss der SU 24 durch die Türkei zum “unfreundlichen Akt” erklärt. Das ist keine höfliche Formulierung; schärfer wäre nur noch “kriegerischer Akt” gewesen, das hieße aber, man wertet es als Kriegserklärung mit allen Konsequenzen. “Unfreundlicher Akt” impliziert jedenfalls, der Abschuss sei in voller Absicht erfolgt.
Zur Ergänzung einige Stimmen aus Russland (wiedergegeben in Wsgljad, vz.ru):
Waleri Burke, Pilot: Wenn ein Flugzeug den Luftraum verletzt, dann erzwingt man die Landung, aber schießt es nicht ab.
Wiktor Baranes, Militärkommentator: Wir haben sicher objektive Kontrolldaten, ob unser Flugzeug den türkischen Luftraum verletzt hat. Ich denke, es wird sicher als Erwiderung einige ziemlich ernste Reaktionen geben. Wir werden die Türken nicht fragen, ob sie die syrische Grenze überquert haben oder nicht. Wenn die Türken mit auch nur fünf Zentimetern eines Flügels in den syrischen Luftraum eindringen, werden wir da sein, um sie zu beschuldigen. So wird die Antwort sein.
Wladislaw Schurigin, Militärkommentator: Was das Video vom Abschuss betrifft, sieht die ganze Geschichte sehr nach geplanter Provokation aus. Weil schlichte Zuschauer einfach nicht die Zeit haben, so klar einen abstürzenden Flieger einzufangen. Alles sieht nach einer vorbereiteten Falle aus, die Türkei hat offensichtlich die Nerven verloren. Es ist kein Geheimnis, dass die Ausbildungslager der Kämpfer gegen die syrische Regierung in diesem Land liegen, und Präsident Erdogan schäumte jüngst vor Wut über die Treffer gegen diese Gruppierungen und rief dazu auf, die Einsätze der russischen Luftwaffe zu verurteilen. Vielleicht haben sie beschlossen, die Linie zu überschreiten.
Irina Alxnis, Vizepräsidentin des Zentrums für soziale und politische Studien “Aspekt”: Aber die Wahrscheinlichkeit, Aufnahmen so hoher Qualität von einem solchen Absturz zu erhalten, und ihr schnelles Auftauchen auf türkischen Fernsehsendern bedeuten nur eines. Es gab Leute, die genau wussten, wo sie schauen müssen, und wohin sie den Blick richten müssen. Das heisst, die Türken haben auf irgendein mehr oder weniger passendes Flugzeug gelauert.
Anatolij Scharij, Medienexperte: Sagen Sie – warum die Türkei auf ein Flugzeug geschossen hat? Glauben Sie, es ist cool, jeden Tag den Extraprofit aus dem Wiederverkauf des geschmuggelten Öls zu verlieren
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