Friday, July 10, 2015

Eritrea: Wider mediale Lügen und linke (!) Vorurteile

Warum eine Bildungsreise nach Eritrea?

Ein Kindergartenkind aus Asmara
Ein Kindergartenkind aus Asmara
Gießen | Als ich gefragt wurde, ob ich eine Delegation nach Eritrea begleiten möchte, war ich mit einer spontanen Antwort überfordert. Klar war nur, dass dies kein Strandurlaub unter Palmen mit westlichem Standard sein wird, aber sonst wusste ich nicht viel über dieses Land. Also wollte ich mir erst ein paar Informationen beschaffen, um dann besser entscheiden zu können. 

Teil 1: Ich verschaffe mir ein paar Informationen

-Eritrea, wo liegt das überhaupt?
-Was hat das Land für eine Geschichte?
-Was wird über das Land erzählt?
-Eritreer in Gießen- meine Berührungspunkte
-Deutsche Ärzte arbeiten in Eritrea

Teil 2: Ich berichte über die Reise

1. Tag „Die Ankunft“
2. Tag „Die Hauptstadt - erste Eindrücke“
3. Tag „Reise nach Massawa“
4. Tag „Rückreise nach Asmara und Stromausfall“
5. Tag „Asmara - und manchmal ist es kalt“
6. Tag „Aktion Regen, die Staudämme und der Adviser des Präsidenten Herr Ghebreab“
7. Tag „Ein Teil der Forschung und Entwicklung Eritreas“
8. Tag „Die medizinische Grundversorgung und die Frauenunion“
9. Tag „Eine Familie zu Hause erleben und eine Ehrenrunde in Asmara“
10. Tag „Unsere Abreise - wir wünschen Eritrea viel Glück“

Mehr über...
Vorurteile (6)Staudämme (1)medcare (1)Euplectes franciscanus (1)Esel-Initiative (1)Eritrea (26)Bildungsreise (6)Asmara (1)Archemed (1)Aktion Regen (1)Afrika (277)
Teil 3: Ich versuche eine Zusammenfassung

1. Möchte ich noch mal nach Eritrea reisen?
2. Kann ich eine Reise nach Eritrea anderen empfehlen?
3. Was ist mit den vielen Vorurteilen über das Land in den Medien?



Teil 1: ICH VERSCHAFFE MIR EIN PAAR INFORMATIONEN 

Eritrea, wo liegt das überhaupt?

Eritrea befindet sich in Nordostafrika, oder genauer gesagt im Horn von Afrika. Im Osten besitzt das Land eine lange Küstenlinie zum Roten Meer, im Südosten grenzt Dschibuti und im Nordwesten der Sudan an. Im Südwesten existiert eine lange Grenze nach Äthiopien.

Was hat das Land für eine Geschichte? 

Das Gebiet des heutigen Eritrea (Eritrea gab es damals noch nicht) wurde 1890 von Italien erobert, das die Herrschaft über das Gebiet behielt, bis sie im 2. Weltkrieg von den Briten vertrieben wurden. Eritrea wurde daraufhin 1952 als Teil eines föderativen Staates an Äthiopien übergeben. Die zehn Jahre spätere Annexion Eritreas durch Äthiopien als Provinz löste einen 30 Jahre andauernden Unabhängigkeitskampf aus, der durch einen Sieg der eritreischen Rebellen über äthiopische Kräfte im Jahre 1991 endete. Die Unabhängigkeit wurde mit großer Mehrheit in einer durch die UN überwachten Volksabstimmung 1993 bestätigt (nach Wikitravel).

Asmara, ein Gebäude, was noch aus der italienischen Zeit stammt.
Asmara, ein Gebäude, was noch aus der italienischen Zeit stammt.
Was wird über das Land erzählt?

Ich hörte mich um, recherchierte im Internet und fand viele negative Statements, die teilweise richtig an Hetze erinnerten. Ich las und hörte von offener Folter, Massenvergewaltigungen mit gezielten AIDS-Infizierungen, Sexsklaven, Zwangsarbeiten, permanenter Polizeipräsenz, Kontrollen auf allen Straßen und unwürdigem Menschenleben.

Kleine Auswahl:

! „Abgeschottet und unterdrückt.“ (Tagesschau vom 14.09.2014)
! „Das ist insofern erstaunlich, als sich eigentlich alle Experten einig sind, dass in Eritrea – häufig als «Nordkorea Afrikas» bezeichnet – eines der schlimmsten Willkürregime der Welt am Ruder ist.“ (NZZ vom 28.10.2014)
! „In Eritrea bleiben heißt sterben“ (Sabine Mohamed in der NZZ vom 30.11.2013)
! „Willkürliche Internierung in Straflagern, sogar Erdlöchern oder Schiffscontainern ist dokumentiert.“ (TAZ vom 2.10.2014)

Eritreer in Gießen- meine Berührungspunkte

In Gießen selbst fand in drei aufeinanderfolgenden Jahren das jährliche Kulturfestivals der Eritreer statt, von denen ich nicht viel mitbekommen habe. 
Aber 2012 folgte eine große Hetze über die 
Die Fiat-Tagliero Tankstelle in Asmara
Die Fiat-Tagliero Tankstelle in Asmara
Tageszeitungen und Aktionen seitens der Grünen in Gießen über die Festivals. Im Jahr zuvor war die grüne Bürgermeisterin als Vertreterin der Stadt eingeladen und nahm teil. Die Grünen versuchten im Anschluss sogar einen Antrag im Stadtparlament zu stellen, dass diese Feste in Gießen nicht mehr stattfinden sollen. In diesem Jahr 2014 fand das Festival aufgrund des 40 jährigen Geburtstags in der Gründungsstadt des Festivals - in Bologne – statt und nicht in Gießen. Im nächsten Jahr wird es eventuell in London stattfinden.

Viele flüchtende Menschen aus Eritrea landen erst mal in Gießen. Da ich Lehrerin an einer Gießener Schule bin, habe ich deshalb auch mit Schülerinnen und Schülern aus Eritrea zu tun, die bei uns zuerst die deutsche Sprache lernen, um dann in einer Regelklasse unterrichtet werden zu können. Diese Kinder sind „normal“ auffällig, freundlich, diszipliniert und fleißig. Einer unserer Schüler hätte sogar für eine Auswahlmannschaft von Bayern München spielen können, zog es aber vor seinen Schulabschluss zu Ende zu machen. 
Sie erzählen unterschiedlich gerne von ihrer Heimat, aber keiner berichtete jemals über schlimme Foltersituationen, Hunger oder andere Stresssituationen.
Ich lernte neben den Schülern auch eine Reihe erwachsener Menschen in Gießen kennen, die ihr Land von außen unterstützen wollen und einige von ihnen wollen auch wieder in ihre Heimat zurück. 
Ich habe auch auf Veranstaltungen einzelne wenige Eritreer gesehen, die geschimpft haben, dass alle zum Militär müssen und man das nicht befehlen dürfe. 
Einer ehemaligen Schülerin aus Eritrea verhalf ich 2001 zu einer Lehrstelle in Gießen, die dann auch dort übernommen wurde. Wir pflegten einen offenen Umgang miteinander. Sie schimpfte jedenfalls auch nicht über ihr Heimatland. Ich kenne inzwischen einige eritreische Menschen in Gießen, mit denen ich mich gerne unterhalte. Einige arbeiten im sozialen Bereich und es gibt Berührungspunkte über meine Arbeit oder man trifft sich z.B. bei „Mama Afrika“, einem Restaurant mit den typischen eritreischen Gerichten.

Deutsche Ärzte arbeiten in Eritrea

Nun habe ich aber auch von Ärzten gehört, die dort organisiert seit vielen Jahren ehrenamtlich arbeiten. http://www.medcare-eritrea.org/index.html 
„Medcare for People in Eritrea e.V.“ leistet Hilfe zur Selbsthilfe und wurde 2005 von engagierten deutschen Ärzten gegründet. Auf deren Homepage ist zu lesen:
„Eritrea 
leidet unter einer sehr negativen Presse. Dahinter verbergen sich geopolitische Machtinteressen, denn der übermächtige Nachbar Äthiopien hat trotz der gewaltigen Militärhilfe (zunächst durch die USA unter Kaiser Haile Selassie und später durch die UdSSR unter dem Militärmachthaber Mengistu) den Sieg der eritreischen Freiheitsbewegung nicht verhindern können und hat damit seinen Zugang zum Roten Meer verloren, den er allzu gern zurück erobern würde. Und gleichzeitig hat damit auch Äthiopiens Schutzmacht USA seine Marinebasis vor der eritreischen Küste aufgeben müssen und so die direkte Kontrolle über die wichtigste Wasserstraße der Welt (neben dem Panamakanal) und über die besonderen Krisenregionen „Horn von Afrika“ und „Naher Osten“ verloren.“ 
Medcare schreibt auf der eigenen Homepage, dass es in Eritrea keine Korruption gebe, es am Zoll keine Probleme gebe, nur sehr geringe soziale Unterschiede festzustellen seien, keine Vetternwirtschaft existiere, Religionsfreiheit und völlige Gleichberechtigung der Frau bestehe, gesetzliches Verbot gegen jegliche Form der Beschneidung von Frauen gelte, die niedrigste Aids-Rate in ganz Afrika vorzufinden ist, eine allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde und die Menschen nicht laut und auffallend sind, sondern offen und ehrlich.

Es gibt eine weitere Hilfsorganisation, ARCHEMED, die ebenfalls in Eritrea ehrenamtlich arbeitet. ARCHEMED – Ärzte für Kinder in Not - ist ein gemeinnütziger eingetragener Verein, welcher im Sommer 2010 gegründet wurde. Diese schreiben auf ihrer Homepagseite: „Allerdings: Impfprogramme, Verbot der genitalen Beschneidung von Mädchen und Bekämpfung der HIV-Infektionen sind in Eritrea erfolgreich und vorbildlich für ganz Afrika” .http://www.archemed.org/


Nun wusste ich also wo Eritrea liegt, dass es ein relativ armes Land ist, viel gehetzt wird, und der Hunger laut des Welthungerhilfe Index 2014 sogar am höchsten auf der ganzen Welt sei. http://www.welthungerhilfe.de/welthungerindex-karte.html. Mehr als 60% der Bevölkerung gälten als unterernährt.


Die Delegation bestand aus jeweils einer deutschen und einer österreichischen kleinen Gruppe und flog unter der Leitung der Österreichisch-Eritreische Gesellschaft mit deren Präsidenten Fredi Mansfeld in den hessischen Herbstferien für 10 Tage nach Eritrea. Und ich dachte mir, wenn man schon 
Die Kathedrale in Asmara
Die Kathedrale in Asmara
die Gelegenheit hat, sich das selbst anzuschauen und selbst eine Meinung zu bilden - wenigstens in einzelnen Teilbereichen -, dann sollte man das tun und schloss mich der Gruppe an. Einige meiner Bekannten und Freunde standen meiner Reise sehr kritisch gegenüber, aber eine eritreische Bekannte, Lemlem, freute sich sehr. Sie bat mich ihrer Mutter in Asmara Salatkräutersoßen, ein paar Gesundheitsschuhe und Fotos der Familie mitzubringen, was ich gerne übernommen habe.

Teil 2: ICH BERICHTE ÜBER DIE REISE

1.Tag „Die Ankunft“

Am 24.10.2014 landen wir aus Kairo kommend direkt in Asmara, der Hauptstadt Eritreas. Bevor wir das Hauptgebäude des Flughafens betreten konnten, wurden wir von einem Arzt gefragt, von wo wir kommen und wo wir gewesen sind. Ich fand es erst seltsam, aber wir haben erfahren, dass dieses Abfragen aller Passagiere zur Prophylaxe gegen Ebola galt.
Auf dem Flughafen wurden weder unsere Devisen noch unser Gepäck kontrolliert. Wir lernten in der Warteschlange beim Einchecken drei Ärzte von ARCHEMED kennen, die auch nach Asmara wollten, um 10 Tage an der Klinik zu arbeiten.
Weder im Flughafen noch vor der Tür standen Soldaten oder Polizisten. Der deutsche Teil der Delegation fuhr mit einem der vielen Taxis in das Hotel Ambassador in der Harnet Avenue, der berühmten Kathedrale direkt gegenüber. Der österreichische Teil der Delegation fuhr in die Pension Afrika, nicht weit vom Hotel entfernt.
Als wir ankamen, war es schon sehr spät, sehr dunkel und ich wollte nur noch schlafen. Ich war von der langen Reise müde und geschafft. Wir betraten das Hotel und die Rezeption war menschenleer. Nach einem kleinen Moment haben wir wohl die entsprechende Dame geweckt, sie lag schlafend hinter dem Tresen, stand auf und wir konnten uns anmelden. Wir freuten uns auf unsere Zimmer und gingen Richtung Aufzug, doch dieser war außer Betrieb. Immerhin war einer der Mitarbeiter so freundlich und schleppte meinen Koffer bis in den vierten Stock. Das Hotel hatte wenig Komfort, aber ich war jetzt zu müde. Die Ausstattung des Zimmers war sehr bescheiden und zum Teil auch defekt. Der Delegationsleiter Fredi Mansfeld hatte und zwar vorab darauf hingewiesen, aber ich hatte verdrängt mir darüber Gedanken zu machen, wie verwöhnt ich bin.

2.Tag „Die Hauptstadt - erste Eindrücke“

Es ist immer noch der 24.10.2014. Nach wenigen Stunden Schlaf und dem Versuch ein anständiges Frühstück zu erhalten, wanderte die Delegation erst mal durch die Hauptstadt, die auf Deutsch „in Frieden leben“ heißt. Asmara ist mit 650.000 Einwohnern die größte Stadt in Eritrea und liegt auf einer Höhe von 2300 Metern am Rand eines Hochplateaus. Man spürte die Höhe aufgrund der dünneren Luft.
Spuren der Schmalspureisenbahn- auf dem Weg nach Massawa
Spuren der Schmalspureisenbahn- auf dem Weg nach Massawa
Wir bemerkten viele Kinder, die in verschieden farbigen Hemden durch die Stadt liefen. Später erfuhren wir, dass das jeweils die Schuluniformen der einzelnen Jahrgänge sind. Es besteht die allgemeine Schulpflicht in Eritrea. In einem Café an der Hauptstraße sitzend beobachteten wir die vorbeilaufenden Menschen. Uns fielen überhaupt keine Unterschiede im Verhalten zu den Menschen in einer europäischen Großstadt auf. Die Menschen liefen gelassen mit traditionellen oder modernen Klamotten am Café vorbei und schauten uns manchmal etwas länger an, da wir hier als Ausländer deutlich zu erkennen waren. 
Wir liefen über den großen Markt, an denen viele Tonnen Obst, Gemüse, Gewürze, Bohnen, Linsen und auch Töpfe, Handwerks- und Gebrauchsmaterial verkauft wurden. Der Markt war dabei zu schließen, die einzelnen Stände wurden nur mit Planen bedeckt, damit am nächsten Tag wieder hier geöffnet werden kann. Ich unterhielt mich mit dem Delegationsleiter, der mir versicherte, wenn es hier die riesen Hungernotstände und Armut gäbe, würden die Stände nachts ausgeplündert. Wir waren später auch nachts hier unterwegs - keine Polizei, kein Militär, keine Gewalt, kein Streit. 
Abends wird die Stadt noch lebendiger, viele kleine Straßenhändler, die sich was verdienen wollen und wahrscheinlich auch müssen. Ich war auch alleine als blonde Frau hier unterwegs und ich hatte wenig Angst. Keine wäre gelogen, mulmig war mir schon.
1889 wurde die Stadt erst von den Italienern besetzt und dann aufgebaut. Bis zu deren Eindringen war Asmara noch ein kleines Dorf mit wenigen Einwohnern. Die Italiener haben dann die Stadt aus klimatischen und geographischen Gründen zu ihrer Hauptstadt gemacht, was sie bis heute geblieben ist. Man sieht heute noch viele Bauten, die an diese Zeit erinnern, so auch die Fiat-Tagliero Tankstelle oder das Cinema Impero. 
Am Abend waren wir im Lokal „Hamasien“ essen. Tatsache ist auch, dass die Asmarinos richtig gutes Bier brauen.

3.Tag „Reise nach Massawa“

Es ist der 25.10.2014. Nach einem leckeren Frühstück im „Modka Café“ mit frischem Latte Macchiato fuhren wir mit einem kleinen Bus um 10 Uhr nach Massawa, der Hafenstadt am Roten Meer mit bedeutendem Fischfang und Salzgärten. Unser Fahrer hat sich gleich einen großen Sack Salz gekauft.
Auf dem Weg 
dorthin haben wir einzelne Dromedare gesehen und eine große Gruppe Paviane, die mit ihren Jungen gleich im Gebüsch verschwanden. Die sehr kurvigen Straßen sind ziemlich gut ausgebaut, welche noch in der italienischen Kolonialzeit (bis 1941) angelegt und inzwischen erneuert wurden. Jedenfalls trafen wir auch hier auf kein Militär, keine Polizei, sahen keine Gewaltszenen, sondern fuhren ganz entspannt die gut ausgebaute Straße entlang und hatten die Zeit uns die Ortschaften anzuschauen, in denen relativ normales Treiben herrschte. Kinder spielten Fußball, Leute saßen in Cafés, manchen arbeiteten auf Feldern, Frauen hingen die Wäsche auf und andere transportierten auf Eseln oder Dromedaren Holz oder Kanister.
Wir bestaunten wie weit Eritrea in dem Bau der Terrassierung als Prophylaxe gegen Bodenerosion gelangt ist. Durch die Napalmbomben der äthiopischen Armee wurde praktisch die ganze Vegetation des Landes vernichtet. Die Berghänge zwischen Hochland und Rotem Meer waren (Höhenunterschied 2400 m) mit einem subtropischen Regenwald dicht bewachsen. Die Hänge sind jetzt wie leergefegt. Die ersten jungen Pflanzen wachsen wieder und die ersten Erfolge sind beeindruckend. Jetzt gilt es diese Terrassen weiter zu beforsten, damit sich in den Regionen langfristig das Klima und die Wirtschaft kontinuierlich verbessern können. Hier sieht es die eritreische Regierung als selbstverständliche Pflicht an, dass Schüler und Studenten beim Aufbau des Landes - hier Aufforsten - helfen.

Wir betrachteten bei der Reise auch Teile der Eisenbahnstrecke Massawa- Biscia, einer Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 950 mm, die von den italienischen Kolonialherren gebaut wurde, um die Steilküste zwischen Asmara und Massawa überwinden zu können.
Sie kann heute wieder zwischen der Hafenstadt Massawa und Asmara, der Hauptstadt von Eritrea, befahren werden. Sie wurde ab 1887 errichtet und reichte bis 1941 weiter bis Biscia. Die Bahn hat zwar die komplette Infrastruktur und Organisation einer Staatsbahn, aber es fährt kein einziger Zug planmäßig, sondern nur nach Bestellung. Wir haben an einem alten Bahnhof Teile der Firma Krupp aus dem Jahre 1909 gesichtet. Heute gilt das Befahren dieser Strecke in einer Originalbahn für Eisenbahn-Freaks als die eindrucksvollste Zugfahrt der Welt.
Die Stadt Massawa mit insgesamt etwa 50.000 Einwohnern selbst liegt auf dem Festland und zwei vorgelagerten Inseln. Noch auf dem Festland sahen wir riesen große neue helle Wohnblocks, die demnächst auch als 
Sozialwohnungen zur Verfügung stehen sollen. Einige sollen auch als Eigentumswohnungen verkauft werden. Die eine Insel verbindet ein 440 m langer Damm mit der bis ins 19. Jahrhundert unbewohnten Insel Taulud, von der wiederum ein 1030 m langer zweiter Damm zum Festland führt.
Das historische Zentrum der Stadt liegt auf der äußeren dieser beiden Inseln, einer 1000 m langen, 300 m breiten Koralleninsel ohne Süßwasserquellen. Dieser Teil ist vom Krieg immer noch sehr zerstört. Einzelne Häuser wurden aus Korallen gebaut, dieses soll irgendwann - wenn die finanziellen Mittel es zulassen - mit originalem Material wieder aufgebaut werden. Es sind noch wunderbare Zeugnisse arabischer und osmanischer Baukunst zu sehen. Leider macht die Stadt einen geisterhaften Eindruck und die Bewohner der Altstadt wohnen in deren Trümmern.
Dem Hafen direkt gegenüber liegt der Kaiserpalast Massawa, der im Kern noch aus osmanischer Zeit stammt und zuletzt von Kaiser Haile Selassie und anschließend als Hotel genutzt wurde.
Wir hatten Zimmer im Gurgusum Beach Hotel, welches etwas außerhalb von Massawa direkt am Roten Meer lag. Abends konnte man wunderbar die Sterne sehen, weil kein überflüssiges Licht die Sicht störte. Dazu passte ein Bier aus Asmara J

4. Tag „Rückreise nach Asmara und Stromausfall“

Es ist der 26.10.2014. Die Lage des Hotels war super, das Meer fantastisch, das Wetter super heiß, der Strand sauber, das Zimmer nur suboptimal, aber ich musste feststellen, dass man entweder auf europäische Gäste keinen gesteigerten Wert legt oder es nur unserer Mentalität lag, dass wir uns nicht willkommen fühlten. Ich weiß es noch nicht so genau. Den Service empfanden wir als nachlässig, ich habe z.B. 1 Stunde auf meinen Kaffee gewartet. Hier in Afrika lernt man, dass das Wort „warten“ eine ganz andere Bedeutung hat. Eritreische Gäste wurden vermeintlich zuvorkommender bedient. Aber ich habe die Wartezeit mit baden überbrückt.
Nach dem Lunch fuhren wir die Serpentinen nach Asmara zurück und erreichten diese 3 Stunden später. Wir fuhren direkt ins „Modka Café“ und haben noch ein bisschen über unsere Eindrücke geplaudert. Einzelne Mitglieder der Delegation spürten die ersten Veränderungen des Nahrungsangebotes und des Klimas deutlich an Magenproblemen.
Nach einem kurzen Spaziergang durch die Stadt erfrischten wir uns im Hotel ein wenig und trafen uns zum Abendessen wieder im „Hamasien“. Das Essen und der Service waren großartig. Das einzige, was uns manchmal etwas störte, 
war der permanent laufende Fernseher. Wir kamen dadurch in den „Genuss“ laut die Berichte vom BBC, CNN oder seltener von dem heimischen Sender ERI –TV zu verfolgen. Manchmal gab es Fußball, das war dann noch eher zu ertragen. Fernseher laufen in vielen Speiselokalen, Cafés und Hotels. 
Im Verlauf des Abends wurden wir gemeinsam Zeuge eines relativ üblichen Stromausfalles. Während wir am Tisch saßen, wurde es plötzlich dunkel und still. J Die Kellnerin brachte sofort recht gelassen einen großen Kerzenständer an den Tisch und stellte fest, dass sie jetzt den Kaffee nicht servieren könne. Wir nahmen unser Abendessen zu uns und irgendwann ging das Licht auch wieder an. Erfreulicher Weise konnte dann auch der Kaffee serviert werden.
Auf dem Weg zum Hotel fielen uns diesmal besonders die vielen Generatoren vor den Geschäften und Lokalen auf. Wir stellten ebenfalls erstaunt fest, dass wir die Ampeln bisher noch nicht in ihrer Funktion erlebt hatten. Denn wir registrierten, dass es keine Unfälle und keine wilde Huperei auf den Kreuzungen gab. Man arrangierte sich friedlich.
Im Hotel besuchten wir die Hausbar „Lounge“ und ich habe dann in meinem Zimmer mit Hilfe einer kleinen Taschenlampe meinen spannenden Krimi zu Ende gelesen.

5. Tag „Asmara - und manchmal ist es kalt“

Es ist der 27.10.2014. Wieder traf sich die ganze Delegation zum Frühstück in dem altbewehrten „Modka Café“ und besuchte dann die Unterkunft der Wiener Delegationsteilnehmer. Die Afrika Pension ist eines der bekannten Pensionen Asmaras. Diese alte italienische Villa liegt gegenüber der italienischen Botschaft in einer ruhigen Straße, etwa acht Minuten von der Harnet Avenue entfernt.
Anschließend liefen wir noch einmal über den riesigen Markt. Dieser grenzt an eine riesengroße Moschee. Wir sahen Menschen in den unterschiedlichsten Kleidungen, die auf verschiedene Religionszugehörigkeit schließen lassen, über den Markt schlendern. Ich kaufte mir dann in der Post eine Telefonkarte, denn mit meinem Handy hatte ich keine Chance zu telefonieren. In einem gut sortierten Schreibwarenladen kaufte ich noch ein Din A4 Heft, in dem ich alle diese Erinnerungen notiert habe. 
Nach dem gemeinsamen Mittagsessen waren wir nur zu zweit bei der katholischen Kathedrale von Asmara welche von Zisterziensermönchen betreut wird. In den kirchlichen Gebäuden befindet sich auch eine Grundschule. Wir kamen mit kleinen neugierigen Kindern ins Gespräch. Es war sehr lustig. Die Kinder lernen alle in der Schule auch die englische Sprache, die uns ermöglichte mit den Kindern zu plaudern und rum zu albern.
Das Kirchengebäude wurde zwischen 1917 und 1920 nach Plänen vom italienischen Ingenieurs O. Cavagnari auf quadratischem Grundriss im Stil der Klassischen Moderne errichtet. 1938 erfolgten Ausbau- und Erweiterungsarbeiten.
Die Anlage scheint viele verschiedene Architekturelemente aufgenommen zu haben. Es handelt sich jedenfalls um einen großräumigen, imposanten Gebäudekomplex.
Es ist jedenfalls definitiv schwierig in einem Internetcafé auch eine Internetverbindung zu bekommen. Ich hatte es an diesem Tag bestimmt viermal vergeblich versucht.
In Asmara wird es im Oktober richtig kalt. Schon am Nachmittag saß ich im Hotel und habe gefroren. Ich wärmte mich unter laufendem Fön und schrieb meine Erlebnisse in das Heft. Abends waren wir zur „Abwechslung“ in unserem Lieblingslokal „Hamasien“, wir waren inzwischen mit der Speisekarte bestens vertraut und kannten die netten Kellnerinnen, die sich selbst auch freuten, wenn die Gruppe das Restaurant betrat. Am Abend wärmte ich mich wieder mit dem Fön ein wenig und schlupfte dann gleich ins Bett. Leider hatte das Hotel keine Heizung.

6. Tag „Aktion Regen, die Staudämme und der Adviser des Präsidenten Herr Ghebreab“

Wir haben Dienstag, 28.10.2014. Ich wurde wach und hatte weder warmes Wasser noch Strom. Katzenwäsche tat es auch. Ich freute mich auf einen guten Kaffee. Wir trafen uns alle um 9.30 Uhr im „Modka Café“. Unser Delegationsleiter hatte es heute besonders schwer mit uns. Das Reisen in diesem Land ist ohne Wissen der Einheitspartei und der entsprechenden Botschaften, ohne Erhalt der Reiseerlaubnis nicht so einfach möglich. Man kann sich nicht einfach ein Auto leihen oder in den nächsten Bus steigen, um irgendwo hin zu fahren. Sicher wäre es irgendwie möglich gewesen, wir hatten aber alle keine Lust auf eventuelle Risiken. Ich erwähnte bereits das Thema „Warten“, das uns auch heute beschäftigte.
Wir saßen also im Garten der Pension Afrika und lasen oder dösten in den Tag hinein. Zwischendurch besuchte uns eine sehr spannende Frau, Roswitha Weinrich (Sita) , die sich mit der „Aktion Regen“ um die HIV Aufklärung und dem Problem der Familienplanung in Eritrea mit ganzem Herzen widmet. Sie lebt jedes Jahr 3 Monate in Eritrea, um dort diese Aufklärung zu betreiben.
http://www.aktionregen.at/index.php/ueber-uns/projektteam
Ihr gelten 
mein uneingeschränkter Respekt und meine Hochachtung. Vielleicht mag der eine oder andere Leser dieses Projekt unterstützen. Sie war so freundlich uns von ihrer Arbeit zu erzählen und mir ihr Aufklärungsmaterial zur Verfügung zu stellen. Es ist hochinteressant und ich werde diese für mich völlig neue Herangehensweise an meiner Schule vorstellen. Sie bestätigte, dass die HIV-Rate in Eritrea am niedrigsten in ganz Afrika sei. Allerdings sei aktuell die Tendenz wieder leicht steigend, da die Notwendigkeit der Verhütung mit Kondomen nicht für alle erkannt wird. Sie wisse nichts von Massenvergewaltigungen und Sexsklaverei. Sie bekomme aber mit, dass die Gleichberechtigung laut Gesetz zwar durchgesetzt wurde, aber viele Menschen, auch Frauen, diese nicht annehmen wollen. Sita begründete dies mit der langen und komplizierten Geschichte Eritreas, und dass so ein Prozess seine Zeit brauche. Alte Traditionen ließen sich nicht per Gesetz sofort aus den Köpfen radieren. Das klang einleuchtend.
In meinem Nachtischschrank meines Hotelzimmers lag übrigens keine Bibel, sondern vier Kondome.
Um 14 Uhr kam dann der Bus, der uns erst zu einem der neuen Staudämme brachte. Wir fuhren eine geraume Zeit aus Asmara hinaus und standen vor einem riesen 
freilebende Paviane
freilebende Paviane
großen Staudamm, dessen Bau im März 2013 begann und welche wohl in zwei Monaten zu Ende gehen soll. Hier wird Regenwasser gesammelt, um Felder zu bewirtschaften und Trinkwasser in Dürrephasen zu holen. Wir hörten, dass der Präsidentenberater Jemane Ghebreab erstaunt sei über Berichte, Eritreas Regierung würde eine Hungersnot im Land verleugnen. Hunderte Mikrodämme und Tausende kleine Wasserrückhaltebecken wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten in Eritrea gebaut, was die Arbeiter an diesem Damm auch bestätigten. Das gut organisierte Wassermanagement in Eritrea ermögliche im Tiefland über große Staudämme und durch künstliche Bewässerung auch den Anbau von Getreide und Gemüse. In Gebieten Eritreas, wo einst von den italienischen Kolonialherren Baumwolle angebaut wurde, sind jetzt Farmen entstanden, die Nahrungsmittel produzieren – für Eritreas Bevölkerung und nicht für ausländische Investoren, wie dies zum Beispiel im benachbarten Äthiopien geschieht. 
Wir schauten uns einen weiteren Staudamm an, der schon länger fertig gebaut ist und konnten dort die Pumpe sehen, mit der nach Bedarf das Wasser gefördert werden kann. 
Am späteren Nachmittag war die Rundreise zu Ende, wir machten uns im Hotel frisch und wurden um 18.30 Uhr abgeholt. 
Wir hatten die Ehre den Adviser Jemane Ghebreab persönlich kennen lernen zu dürfen. Das Treffen der Delegation und Herrn Ghebreab fand im Restaurant „Pyramide“ statt. Wir wurden sehr freundlich in einem wunderschönen Raum, der ziemlich privat und sehr gemütlich aussah, empfangen und wurden dann von Herrn Ghebreab begrüßt. Wir saßen zusammen und redeten ziemlich offen über Politik und die Probleme Eritreas. Er sagte, dass er die Probleme durchaus sehe und auch traurig sei über den Wunsch vieler Eritreer, aus dem Land zu flüchten. Er sagte sinngemäß, dass es schwierig sei aus Kriegern nach 30 Jahren normale Bürger zu machen und dann den Familien genau das zu erklären. Wer aber soll das Land aufbauen? Er sagte, dass Eritrea es anstrebe aus eigenen Kräften wieder selbstständig zu werden, es aber aufgrund der langen Abhängigkeit auch schwierig sei Außenstehenden zu trauen. Man habe damit nicht die besten Erfahrungen gemacht. Eritrea wolle keine Ländereien an ausländische Inverstoren verkaufen. Natürlich sei man offen und dankbar für Tipps und Hilfen, aber man möchte selbst entscheiden dürfen. Man strebe an, sich in fachlichen Bereichen noch weiter zu öffnen, lasse sich aber nicht die Methoden vorschreiben. Er zitierte das chinesische Sprichwort: "Gib einem Hungernden einen Fisch, und er wird einmal satt, lehre ihn Fischen, und er wird nie wieder hungern." 
Wir haben neben dem fantastischen Essen mit hervorragenden Weinen, anschließendem Kaffee und dem abschließenden Zibib oder auch Arraki genannten Anisschnaps, eine nette, offene und sympathische Unterhaltung ohne Protokoll in einer liebevoll dekorierten Atmosphäre genießen dürfen. Als die Frage aufkam, wie wir dem zu unserem Hotel gelangen und wir ein Taxi rufen wollten, hat uns der Adviser persönlich zum Hotel gefahren!!!!! Wir waren sehr angetan von dieser unglaublichen Geste. Im Hotel sind wir erst noch mal in die Lounge, um den heutigen Tag zu verarbeiten. Die Magenprobleme erreichten leider weitere Teile unserer Gruppe.

7. Tag „ Ein Teil der Forschung und Entwicklung Eritreas“

Heute ist der 29.10.2014. Wir wurden sehr früh abgeholt, da spielten dann fehlender Strom und fehlendes warmes Wasser auch keine Rolle mehr. Um 6.00 Uhr stand der Bus vor dem Hotel. Noch halb im Schlaf fuhren wir etwa 2 Stunden bis zum Sarina Hotel und frühstückten dort. Nach einer kurzen Weiterfahrt landeten wir in Keren, Hauptstadt der Region Anseba mit etwa 80.000 Einwohnern. Zuerst schauten wir uns kurz das Zentrum 
an und wurden dann vom lokalen Administrator und einem Mitarbeiter abgeholt. Diese zeigten uns einen kleinen Staudamm. Weitere Informationen über die vielen Staudämme in Eritrea auch hier: https://www.betterplace.org/de/projects/13891-wasser-fur-eritrea. 
Ich habe hier einen wunderschönen Vogel entdeckt, den ich noch nie gesehen habe. Wahrscheinlich handelt es sich um: Euplectes franciscanus, den Feuerweber. Er saß auf einer Sorghumhirsepflanze. Diese wird hier übrigens viel angebaut, denn sie benötigt relativ wenig Wasser und ist an heißes und trockenes Klima angepasst. Diese Hirse wird zu Mehl verarbeitet oder dient als Futtermittel für Tiere.
Die Regenzeit endete vor zwei Monaten, wir fuhren an einem trockenen Flusslauf zu der Agraruniversität, die seit 2004 besteht. Hier hatte der Dekan und seine Mitarbeiter persönlich Zeit für uns und lud uns in sein Zimmer ein. Er erklärte das Institut und stand auch für alle Fragen und Anregungen gerne offen zur Verfügung. Dieses Institut hat etwa 1200 Studentinnen und Studenten, wovon 50 % der Eingeschriebenen aus Eritrea stammen, der Rest komme aus dem Sudan, aus Ägypten und anderen Nachbarländern. Die Studenten haben 2-3 Jahre Zeit um ihren Bachelor Abschluss zu erreichen. Das primäre 
Ziel der Uni ist es, dass die Studenten dann für die Regierung arbeiten wollen, damit die Hauptmotivation des Landes sich selbst versorgen zu können, erreicht werden kann. Die Studenten lernen für die praktischen Teile des Studiums in den Regionen vor Ort, was direkt dort gemacht werden kann, um die aktuelle Situation zu verbessern und schreiben dann ihre Arbeiten darüber. Diese Uni arbeitete eng mit der japanischen Fundation über Kenia zusammen. Die Studenten wohnen in kleinen Apartments direkt am Institut. Sie leben und studieren dort kostenfrei.
Die Universität baut aktuell einen komplett neuen Lehr- und Forschungstrakt auf, der demnächst eröffnet werden soll. Man gehe hier auch der Frage nach, wie aus nur einer Zelle einer Kartoffel eine ganze neue Knolle entstehen kann und werde dazu eigens ein kleines Labor erstellen, deren Anfänge wir uns ansehen durften.
Die nächste Station war Barentu, die Hauptstadt der Provinz Gash-Barka mit 21.000 Einwohnern. Die Stadt liegt in der ariden westlichen Tiefebene 30 km von der äthiopischen Grenze entfernt und ist das (Markt-)Zentrum der Ethnie der Kunama. Wir kamen am Nachmittag im Hotel Natsnet an und konnten gleich die Betten beziehen. Die Zimmer waren wieder sehr einfach. Die nicht funktionierende Toilettenspülung musste durch das Benutzen von wassergefüllten Eimern ersetzt werden. Unsere Betten waren mit Moskitonetzen überspannt und es gab kein warmes Wasser. 
Aber wir lernten wieder Offenheit und echte Gastfreundschaft kennen. Der Bürgermeister des Ortes und der Region besuchte uns, lud die ganze Delegation spontan zum Abendessen ein und stellte das Programm für den nächsten Tag vor.
Wir saßen dann kurz später auf dem Dach des Hotels und speisten fürstlich. Einen kleinen Moment später gesellte sich der Sohn des Honorarkonsuls Österreichs, Ashebr, zu uns. Er ist mit unserem Delegationsleiter befreundet, die beiden freuten sich über ein Wiedersehen. Nach einer weiteren kurzen Weile saß auch der Direktor (Chefarzt) des hiesigen Krankenhauses bei uns am Tisch, den wir am nächsten Morgen besuchten. Die Unterhaltung war sehr lebendig und sehr lustig. Das Fachgebiet des Arztes sind Infektionskrankheiten. Er erzählte uns, dass alle Babys und alle schwangeren Frauen kostenfrei ein Moskitonetz erhalten, wodurch die Malariainfektionsrate drastisch gesunken sei.
Er erzählte auch von den mobilen Schulen für die Halbnomaden. Die Regierung hat den Anspruch, dass alle Kinder lesen und schreiben lernen sollen - auch das fahrende Volk -, was natürlich nicht so einfach umzusetzen ist. Der Abend ging zwanglos zu Ende und ich schaute mir noch einmal den traumhaften Sternenhimmel an, der auch hier von keinen weiteren Lichtquellen gestört wurde.

8. Tag „Die medizinische Grundversorgung in Eritrea“

Es ist heute der 30.10.2014. Wir wurden um 7.30 Uhr abgeholt. Wir fuhren direkt zu Ashebr, Sohn des Honorarkonsuls Österreichs, der uns so liebevoll, offen und großzügig in seine traditionelle Rundhütte einlud. Zu seinem Zuhause gehören drei kleine Häuschen, die zusammen von einer hellen Mauer umrahmt sind. Er stellte uns seine Frau und seine Kinder vor. Wir wurden in das Haus gebeten und nahmen um einen Tisch Platz. Wir saßen im Kreis um den Tisch und lernten eine weitere Tradition kennen: Im Kreise sitzen sei wichtig, damit man die Emotionen des Gegenübers wahrnehmen kann. Zuerst wurde Wasser aus einem Krug in eine Schale gegossen, so dass wir uns die Hände waschen konnten. Dann gab es das traditionelle Essen. Vorab wird immer Brot gereicht, was der Älteste am Tisch brechen möchte und dann verteilen soll. Im Anschluss wird auf den Fladen das Essen verteilt. Der Ingera (Fladen) wird jetzt dabei stückweise abgerissen (nur mit einer Hand) und zwischen 
dem Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger der rechten Hand gehalten und um die Beilage gehüllt und gegessen. Für jeden gab es ein gekochtes Ei, ein Stück Geflügel und reichlich Soße. Der Älteste bekommt das größte Stück des Fleisches. Im Anschluss begann die Frau mit einer traditionellen Kaffeezeremonie, zu der vor allem viel Zeit gehört. Zuerst wird Holzkohle auf einem kleinen Ofen erhitzt. Dann werden die Bohnen frisch geröstet und die Gäste dürfen an dem Topf riechen, um sich zu vergewissern, dass die Bohnen auch aromatisch sind. Die Bohnen werden in einem Mörser zerkleinert. Der Kaffee wird – hier gerne mit Ingwer - in einer bauchigen Tonkanne gekocht. Gleichzeitig brutzelten kleine Weihrauchklumpen neben dem Ofen. Der Kaffee wird auf Wunsch mit reichlich Zucker gereicht. Das ganze Procedere wird dreimal durchgeführt. Die 1. Tasse wird für den reinen Genuss getrunken, bei der 2. Tasse werden Probleme besprochen und die 3. Tasse dient dem allgemeinen Segen der Anwesenden. Zu dem Kaffee wird in Eritrea gerne Popcorn gereicht. Es war ein liebevoller, aufrichtiger und entspannter Besuch, wir fühlten uns wirklich willkommen. Danach fuhren wir weiter in das Krankenhaus.
Ashebr arbeitet dort als Pharmazeut. Der Chefarzt zeigte uns 
das Hospital, welches 2006 mit 107 Betten gebaut wurde. Das Krankenhaus wird unterstützt durch ein Team von ARCHEMED in den Bereichen Kindermedizin und Geburtshilfe. Der Chefarzt zeigte uns die Station der Wöchnerinnen und der Frühgeborenen. Er war auch sehr stolz auf de Errungenschaft der neuen Brutkästen.
Eine Teilnehmerin unserer Delegation benötigte dringend den Wirkstoff von Immodium akut, was Ashebr sofort brachte ohne ein Entgelt zu nehmen. 
Wir sprachen mit dem Arzt lange und ausführlich über FGM. 
„Weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, kurz FGM) ist ein destruktiver Eingriff, bei dem die weiblichen Geschlechtsteile teilweise oder ganz entfernt oder verletzt werden. Dadurch soll die sexuelle Lust der Frau verhindert werden. Die Verstümmelung findet meist vor der Pubertät statt, häufig bei Mädchen zwischen vier und acht Jahren, inzwischen auch vermehrt bei Säuglingen, die erst wenige Tage, Wochen oder Monate alt sind.“ http://www.desertflowerfoundation.org/de/was-ist-fgm/ 
FGM ist im Eritrea gesetzlich verboten und der Arzt stellte fest, dass die Eingriffe auch deutlich abgenommen haben. Der Hinweis, dass immer weniger Frauen an den sogenannten Begleiterscheinungen erkranken und auf Grund dessen nicht mehr das Krankenhaus aufsuchen, stimme positiv. Es gäbe nur noch sehr wenige Frauen, bei denen er diese Verstümmelungen bei Untersuchungen feststellt.
Direkt am Krankenhaus ist ein Teil der Uni angeschlossen, damit die Studierenden die Behandlung der Patienten direkt einsetzen und üben können.
Während des Besuches stellten wir fest, dass Häftlinge den Gartenbereich mit Sensen bearbeiteten. Dies gelte der möglich frühen Wiedereingliederung der Insassen. Außerdem spräche nichts dagegen, die Häftlinge etwas Sinnvolles praktizieren zu lassen.
Als der Chefarzt eine laufende Operation störte und der behandelnde Arzt sogar kurz rauskam, waren wir alle kurz irritiert. Da alle ruhig und entspannt blieben, dachten wir, dass es vernünftig sei, auch entspannt zu bleiben und dem Arzt zu vertrauen.
Nach dem Besuch des Hospitals bekamen wir noch einmal das traditionelle Essen in unserem Hotel angeboten und erfuhren fast beiläufig, dass sämtliche Mahlzeiten und die Übernachtungen der ganzen Delegation vom Bürgermeister übernommen wurden. Wir haben ihn spontan und herzlich zu einem Besuch nach Gießen eingeladen. 
Wir blieben auch danach noch in Barentu und 
Eingang in das Gurgusum Beach Hotel
Eingang in das Gurgusum Beach Hotel
fuhren zur Frauenunion „Hamade“, die 1979 gegründet wurde. Sie heißen eigentlich NUEW (National Union of Eritrean Woman). Der Ursprung des Vereins liegt in den Frauenbattalionen der EPLF, weshalb sie auch so stark in der Regierung verankert sind. Viele der Vorsitzenden und Aktivistinnen sind ehemalige Kämpferinnen und Kommandatinnen. Ihr Symbol ist ein Frauenkopf, über dem zwei Hände ineinandergreifen.  
http://www.esel-initiative.de/kunama.html
Hier sahen wir zum Beispiel einen Raum mit über 20 Computern, gesponsert von dem Erlös des letzten Eritrea Festivals in Gießen. Gleichzeitig können die Frauen kostenfrei eine Form von Selbstverteidigung erlernen, wenn sie misshandelt und geschlagen werden. In einem großen Raum stehen mehrere Webstühle, wo Frauen für ihre ökonomische Unabhängigkeit das Weben lernen können, vor allem wenn der Mann im Krieg gefallen ist.

Auf dem Rückweg nach Asmara strapazierte der Fahrer unsere Geduld. Für ihn hätte die Reise noch lukrativer sein können, wenn wir in seinem Interesse mitgespielt hätten. Wir hatten ihn aber nur als Fahrer und nicht als Händler engagiert. Denn er hielt und wollte spontan einen riesigen Sack Holzkohle 
kaufen. Wir lehnten ab. Dann hielt er und versuchte große Holzstämme kaufen zu dürfen, was wir unter anderem auch aus Platzgründen ablehnen mussten. Beim nächsten Halt hat er schnell von ein paar Kindern Kakteenfrüchte und ein anderes Mal rasch eine Tüte mit Guave direkt von seinem Fenster aus gekauft. Wir merkten dann an seinem rasanten Fahrstil, dass er mit der Entscheidung und klaren Ansage des Delegationsleiters nicht wirklich einverstanden war. 
Wir hielten in einer der heißesten Städte Eritreas, in Agordat, in der regelmäßig Sandstürme vorkommen. Hier leben etwa 25.000 bis 30.000 Einwohner, es ist die siebtgrößte Stadt in diesem Land. Die Stadt ist bekannt für seine Bananenplantagen und hat die zweitgrößte Moschee Eritreas aus dem Jahre 1963. Das Stadtbild ist noch von der osmanisch/ägyptischen Zeit geprägt. Wir haben uns nur kurz das wirklich schöne Zentrum angeschaut, haben Wasser getrunken und sind dann glücklich zurück in das klimatisierte Auto gestiegen.
Ziemlich erschlagen und erfüllt mit den vielen Eindrücken und dem vielen Essen erreichten wir Asmara am frühen Abend. Wir hatten dann nur 30 Minuten Zeit zum „Frischmachen“, denn wir wurden wieder abgeholt, um den Präsidenten der deutsch-eritreischen Gesellschaft kennen zu lernen. 
Das Rote Meer
Das Rote Meer
Wir fuhren in die Ogaden Avenue 14 und wurden direkt vom Vorsitzenden begrüßt. Der Raum war gnadenlos überfüllt mir Bildern, Halbreliefs, Kunstblumen, Widmungen, Gemälden, Figuren, Gedenktafeln, Fotos und ein paar Schuhen an der Wand. Auch hing hier ein großes Foto von Fred Holland, einem Milliardär aus Australien, der Eritrea wohl eine Fabrik geschenkt haben soll. Der Präsident arbeitete in der Vergangenheit sogar in Gießen für den Fachbereich Geologie und hielt sich auch bereits in Heidelberg und Köln auf. Er empfing uns sehr herzlich in der deutschen Sprache und freute sich außerordentlich die Delegation begrüßen zu dürfen. Er stellte uns einen Bankdirektor aus Asmara vor, dessen Namen ich vergessen habe. Er freute sich ebenso uns das eritreische Essen anbieten zu können und auch hier haben die Ältesten der Delegation das Brot brechen dürfen. Wir hatten nun zum dritten Mal das warme und üppige Essen. Es war großartig, aber ich war so satt. Da ich höflich bin, aß ich es natürlich trotzdem und es schmeckte wirklich außerordentlich gut. Wir hatten viel Spaß, denn der Präsident selbst war ein sehr fröhlicher Mensch, dem unser Besuch viel Freude bereitete. Da ich aber inzwischen sehr müde, auch von den vielen Eindrücken 
war, war ich nicht traurig, als der Delegationsleiter unsere Verabschiedung ankündigte. Wir fuhren also zum letzten Mal mit dem weißen Bus, der uns in das Hotel brachte. Wir gingen noch mal in die Lounge, um den Tag mit diesem Abschluss abzurunden. Wir sprachen über die vielen Eindrücke. Allerdings wurde ich bei dieser Unterhaltung sehr abgelenkt, denn permanent liefen die Kakerlaken die Wände rauf und wieder runter. Kurzerhand nahm ich meinen schwarzen Schuh und habe innerhalb von einer Stunde etwa 6 Kakerlaken an der Wand zerdrückt. Liebe Tierschützer – entschuldigt - aber ich fand es nur noch ekelig. Die große orientalische Schabe, um die es sich hier handelte, überträgt unzählig viele Krankheiten - auch die uns hier gut bekannte Magen-Darm-Grippe.
Als ich dann später in mein Zimmer ging, stellte ich fest, dass sie heute wirklich mal mein Zimmer sauber gemacht hatten. Ei der Daus, damit hätte ich jetzt nicht mehr gerechnet.

9. Tag „Eine Familie zu Hause erleben und eine Ehrenrunde in Asmara“

Es ist der 31.10.2014. Ich konnte zum ersten Mal AUSSCHLAFEN. Und ich hatte auch endlich Zeit die Familie meiner Bekannten aus Deutschland zu treffen. Um 10.00 Uhr kam Maesa und holte mich mit Freund und Auto ab. Wir fuhren zur Mutter und dem Ort, wo Lemlem aufgewachsen ist. 
Der Strand vom Gurgusum Hotel
Der Strand vom Gurgusum Hotel
Ich knipste natürlich unentwegt Fotos für Lemlem, die schon länger nicht mehr in Eritrea war, um ihr damit eine Freude zu machen. Die Familie war ausgesprochen freundlich und herzlich. Wir konnten uns auch wunderbar auf Englisch unterhalten. Leider lief auch hier die ganze Zeit der Fernseher. Zum ersten Mal konnte ich dafür Sindbad (sin-di-bad) auf Arabisch sehen. J
Es wurde großzügig aufgetischt und das Essen war richtig lecker. Maesa kochte wunderbaren Kaffee, wir quatschten noch über unsere Leben und ich lernte alle Anwesenden ein bisschen besser kennen. Die Schwester von Lemlem fuhr mich dann zum Hotel zurück und der deutsche Teil der Delegation machte noch mal einen kleinen Abstecher durch die Stadt. Danach ging ich dann noch alleine in die Stadt, kaufte ein paar Apfelsinen auf dem Markt und wechselte Geld in einer Bank, um die Rechnung im Hotel bar zahlen zu können. Geldautomaten gibt es nicht und auch bargeldloser Zahlungsverkehr ist in Eritrea nicht möglich.
Zurück im Hotel bin ich aufs Dach, um die irre Aussicht und den Moment zu genießen.
Am Abend sind wir dann wieder zum Abschluss ins „Hamasien“ und haben was gegessen und dann in der Hotellounge zum letzten Mal über gewonnene 
Erfahrungen und unsere Einschätzungen hier vor Ort gesprochen. Die Delegation war ein relativ homogener Haufen, der sich gut vertragen hat. Das ist nicht selbstverständlich, wir waren darüber sehr froh. Es klappe nicht immer alles wie geplant, aber wir hatten damit auch die Möglichkeit über bisherige Werte und Einstellungen nachzudenken. Wir hatten einen richtig schönen harmonischen Abend.
Wir packten unsere Sachen zusammen und warteten dann auf das Taxi.

10. Tag „Unsere Abreise - wir wünschen Eritrea viel Glück“

Es ist schon der 01.11.2014. Wir saßen schon lange vor der geplanten Abflugzeit am Flughafen, da es uns sinnvoll erschien lieber rechtzeitig vor Ort zu sein.
Wir trafen wieder die Ärzte von ARCHEMED und tauschten uns aus. Diesmal waren es vier Ärztinnen und ein medizinischer Mitarbeiter aus Deutschland, die uns sehr offen und ehrlich von ihrer ehrenamtlichen Arbeit in Eritrea erzählten. Sie arbeiten zum Teil schon 10 Jahre hier und stellen z.B. eine starke Preisehöhung der Grundnahrungsmittel fest. Aus diesem Grund würden auch immer mehr Menschen auf den Straßen betteln. Auf der anderen Seite bekräftigten die Mitarbeiter auch, dass die Eritreer dankbar sind für Unterstützung und viele Chancen haben das Land langsam wieder aufzubauen.
Die Delegation verabschiedete sich beim Zwischenstopp in Kairo voneinander, da sich hier die Wege nach Wien und Frankfurt trennten. Vielen Dank an Herrn Mansfeld für das Leiten dieser Delegation.


Teil 3: ICH VERSUCHE EINE ZUSAMMENFASSUNG

Schlussendlich stellen sich mir folgende Fragen:
1. Möchte ich noch mal nach Eritrea reisen?
2. Kann ich eine Reise nach Eritrea anderen empfehlen?
3. Was ist mit den vielen Vorurteilen über das Land in den Medien?


Auf der einen Seite bin ich extrem neugierig zu wissen, wie sich das Land weiter entwickelt. Ich habe so viel erfahren, sehr nette Menschen kennen gelernt und könnte in ein paar Jahren die zukünftige Situation mit den Erfahrungen dieser Tage gut vergleichen. Aber ich möchte nicht noch mal unter den gleichen Bedingungen in diesem Land sein und reisen. Ja, ich habe mich an bestimmte Standards gewöhnt, wobei ich auch mit extrem wenig zufrieden sein kann. Es ist nicht wirklich die Minibar, die ich vermisste. Ich mag warmes Wasser und das Duschen. Ich habe keine Lust im Hotelzimmer zu frieren. Es ist für mich schwierig von einem plötzlichen Stromausfall überrascht zu werden. Dass die Toilettenspülungen an vielen Orten nicht funktionieren, daran kann man sich gewöhnen. Es gibt kleine Kannen und Eimer. Ist ja nicht für ewig. Vielleicht wäre es hilfreich, mich das nächste Mal genauer und vor allem intensiver auf eine solche Reise vorzubereiten. In der Planung war ich naiv und nachlässig. 
Man kann das feudale vier Sterne Hotel Asmara Palace mit Schwimmbad, Luxus und viel Service für viel Geld außerhalb des Stadtzentrums buchen und ist dann fernab der hiesigen Kultur. An Klima und Essen kann man sich gewöhnen. Aber was soll man dann in der Woche machen? Die Sehenswürdigkeiten der Stadt hat man in zwei Tagen durch. Man kann die Stadt alleine nicht verlassen. Ich habe viele Menschen in Eritrea kennen lernen dürfen. Die meisten allerdings nur durch die organisierte Reise der Österreich-eritreischen Freundschaft. Die Menschen waren offen, großzügig, ehrlich und fröhlich. Viele der dort lebenden Menschen, die wir kennen lernten, haben Lust das Land gemeinsam aufzubauen. Die Verantwortlichen scheinen alles ihnen mögliche dafür zu investieren. Jemane Ghebreab bringt es gut auf den Punkt, wenn er sagt, dass 20 Jahre eine kurze Zeit seien, um eine Nation aufzubauen. Andere afrikanische Länder, die meist schon ein halbes Jahrhundert unabhängig sind, hätten gegenüber Eritrea große Vorteile.

Neu gebaute Wohnungen- zum Teil auch Sozialwohnungen- am Rande von Massawa
Neu gebaute Wohnungen- zum Teil auch Sozialwohnungen- am Rande von Massawa
"Wir haben zwei Generationen verloren, die keine richtige Ausbildung bekommen konnten. Die Infrastruktur im Land wurde zerstört. Aber es gibt auch eine positive Seite des Krieges. Er hat die Menschen im Land zusammengebracht. Gemeinsam haben wir für die Unabhängigkeit gekämpft."
Also bleibt erstmal die Zusammenfassung von 1. und 2.: In Verbindung mit einer Delegation in entsprechenden Unterkünften - die es nicht überall gibt - kann ein Aufenthalt in Eritrea schön und interessant sein, wenn man neugierig auf das Land und nicht einen Animations- oder Sporturlaub unter Palmen plant. Wer also an einem spannenden Prozess des Aufbaus eines armen afrikanischen Landes mit eigenen Mitteln im Interesse der Menschen interessiert ist, der ist hier richtig.
Was ist mit den Vorurteilen über das Land in den Medien?
Natürlich war ich nicht überall. Wir waren in keinen Gefängnissen und konnten keine „Abtrünnigen“ interviewen. Stimmt. Aber was ich ganz sicher falsifizieren kann, sind die Gerüchte über permanente Polizeipräsenz. Ich habe in den 10 Tagen insgesamt 5 Polizisten gesehen. In keinen öffentlichen Gebäuden waren Uniformierte zu sehen. Am Flughafen bat man uns keine Bilder zu machen, aber ansonsten durften wir alles und überall fotografieren. Im Krankenaus und an der Uni war man sogar stolz und glücklich, dass wir Interesse an ihrem Land und ihrer Entwicklung zeigten und die Räumlichkeiten fotografieren wollten. 
Massawa
Massawa
Wir sahen keine offene Folter. Die vielen Ärzte, die wir nun kennen lernen durften, falsifizierten alle die Behauptung der Massenvergewaltigungen mit gezielten AIDS-Infizierungen und haben noch nie von Sexsklaverei in Eritrea gehört. Die Aidsrate ist die niedrigste, Malaria ist fast überwunden und die Beschneidung verboten.
Wir sind mit dem kleinen Bus viel gereist und haben nur auf dem Weg nach Barentu und von Massawa kommend eine Sperre erlebt, wo wir die Reiseerlaubnis vorlegen mussten. Ansonsten wurden wir nie aufgehalten. Die Menschen in den Straßen waren ruhig, gelassen und mit sich ganz alleine beschäftigt. In Behörden und Ämtern, Hotel und Cafés waren die Eritreer meist sehr freundlich und hilfsbereit. Christen dürfen Muslime heiraten und umgekehrt. Die verschiedenen Religionen leben völlig normal nebeneinander. Jeder kann hier rumlaufen wie er will. Auf den Straßen gab es keine Streitereien oder Pöbeleien. Bettelnde Kinder und Frauen haben wir täglich gesehen. Das ist erst mal nicht völlig unnormal, das kennt man sogar aus Gießen. 
Es war großartig Ärzte kennen zu lernen, die helfen und anpacken, statt nur zu schwätzen. Die helfen, ohne an ihre Karriere oder einen finanziellen Vorteil zu denken. Das hat mich nachhaltig sehr beeindruckt.
Die Gründe für die starken Vorurteile kann ich nicht ausreichend schlussfolgern. Wahrscheinlich stecken auch hier wirtschaftliche Interessen dahinter.
Wenn Eritrea also mit eigener Kraft selbstständiger wird und seine Probleme besser in den Griff bekommt, dann wäre das großartig und hätte schon einen Vorbildcharakter für andere afrikanische Länder.


(Text und Fotos: Martina Lennartz)

Ein Kindergartenkind aus Asmara
Asmara, ein Gebäude, was noch aus der italienischen Zeit stammt.
Die Fiat-Tagliero Tankstelle in Asmara
Die Kathedrale in Asmara
Spuren der Schmalspureisenbahn- auf dem Weg nach Massawa
freilebende Paviane
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Eingang in das Gurgusum Beach Hotel
Das Rote Meer
Der Strand vom Gurgusum Hotel

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