Tuesday, March 3, 2015

Gegen Faschismus und Krieg hilft nur  Aneignung der Geschichte und  Neu-Organisation der Arbeiterschaft - Ein Beitrag von Irene Eckert

"Wir können gar «nicht so schnell schreiben, wie die Regierungen Kriege machen; denn das Schreiben verlangt Denkarbeit» Bertolt Brecht am Vorabend des Zweiten Weltkrieges"


Was uns derzeit zugemutet wird ist erheblich, obwohl wir im  deutschen Herzen Europas bis dato noch glimpflich davongekommen sind. Zwar leidet unser Ausbildungswesen, verschlechtert sich merklich  die Gesundheitsversorgung, breiten sich die unvollendeten Baustellen wie Krebsgeschwüre aus, sind ordentlich bezahlte Festanstellungen rar und die Jugendarbeitslosigkeit hoch. Die
Verdichtung der Arbeit nimmt zu,  die Arbeitszeiten sind oft unzumutbar und die Rechte arbeitender Menschen schwinden gegen Null. Allerdings muss keiner hungern bei uns im Lande und wer halbwegs vernünftig  lebt, kann sich durchlavieren. Ein Obdach findet sich für die allermeisten, der Winter war mild und daher billig, Bomben fallen keine, die Terroristen toben sich anderwärts aus.

Allerdings nimmt die kulturelle Verwahrlosung immer schlimmere Formen. Brutalität auf allen Kanälen  und Gehirn-Manipulationen in ungeahntem Ausmaß strömen auf uns ein. Raffinierte Verdummungs-Strategien sind Legion  und  die Russland-Hetze ist kaum noch zu überbieten.
Aber in den Shopping-Paradiesen werden vielfältige Ersatzbefriedigungen angeboten  und das Schlimmste haben wir hierzulande noch nicht zu befürchten.
Dennoch ist die Ahnung von einer  durchaus bedrohlichen Krise nicht ganz wegzuradieren.
Weder  Ersparnisse noch Renten  sind  sicher, die Kriegsgefahr liegt in der Luft.
Eine  vernunftbetonte russische Außenpolitik und ein gewisses europäisches Augenmaß haben  bisher  allerdings das schlimmste verhindert.

Jedoch wären  wir keine Menschen, wenn uns das Übermaß an Leid, das  unsere Politik anderswo anrichtet, nicht zum Mitleiden veranlasste, wenn es uns nicht manchen  Kummer bereiten würde.

Das Leid der Flüchtlinge, die im Mittelmeer ertrinken, weil die Festung Europa sich so gut oder schlecht wie möglich  abgeriegelt, schmerzt uns. Die scheinbar völlig  ohnmächtig leidenden, immer wieder von Krieg und anderer Niedertracht  heimgesuchten Menschen in Palästina  liegen uns schwer auf der Seele. Ähnlich ergeht es uns in Anbetracht des vom 'Bürgerkieg' in der Ostukraine verstümmelten, hungernden, frierenden  und  völlig mittellos gemachten Menschen.

Kein Mensch  kann sich entspannt zurücklehnen und glücklich sein, wenn er um das unverdiente Leid, so vieler anderer in unmittelbarer Nähe weiß.

Es gibt aber umfassende Abhilfe  für alles das von Menschen verursachte  Leid nur, wenn wir uns um ein Verständnis der  Zusammenhänge bemühen und wenn wir  uns solidarisch  gegen die Verursacher dieses Elends zusammenschließen.

Arbeitslosigkeit, Massenelend, Krieg, Faschismus, diese Geiseln der Menschheit  sind von keinem  Schicksal über uns verhängt worden.  Diese 'apokalyptischen Reiter' werden von Menschen absichtlich herangeführt, weil einige wenige von ihrem Auftreten  profitieren.

Je höher die Arbeitslosigkeit, je billiger die Arbeitskraft, je größer das Massenelend anderswo, desto dankbarer sind die Völker, die (noch) verschont  sind und um so  leichter sind sie zu manipulieren. Je mehr Kriege auf der Welt angezettelt werden, desto größer der  Verdienst der Waffenindustrie.
Je höher die Schuldenberge, desto gewaltiger sind die  Profitmargen der  Banken. Je schärfer die faschistischen Gewaltmethoden und je demütiger sie hingenommen werden,  desto leichter ist es für die Ton angebenden Mächte, den Völkern ihren Willen aufzudrücken. Angst macht demütig und willenlos.

Die  jetzt unkontrolliert  über uns Verfügenden aber kennen keine Grenzen und ihr Realitätsbewusstsein ist äußerst gering. Die  an der Machtschraube  Drehenden sehen nicht, wohin das Chaos führt, das sie heraufbeschwören. Vordergründig dient der um sich greifende Zerfall  doch ihren Zwecken. Das von ihnen provozierte Chaos. liefert Ihnen  den  gewünschten Vorwand zum Eingreifen und dazu sic hals  vorgebliche, unverzichtbare Ordnungsmacht zu profilieren.
Die Machthabenden stürzen deswegen die Welt zielgerichtet ins Verhängnis. Unbewusst  sind sie sogar  bereit, die nukleare Weltkatastrophe zu riskieren, nur um nicht von der Bühne  abtreten zu müssen.

Es gibt aber in unser aller Überlebensinteresse eine Notwendigkeit, dieser   Chaos und Niedergang hervortreibenden  Supermacht  nachhaltig und selbstbewusst entgegenzutreten.

Dies geschieht glücklicherweise  bereits an vielen Enden Welt. Ganz Lateinamerika hat sich auf die Hinterbeine gemacht. Der  gesamte südamerikanische Kontinent ist eine große Befreiungsbewegung.
Die Russen, im Bunde mit den vorwärtsstrebenden Chinesen, widersetzten sich der hegemonialen, destruktiven Weltordnung.  Syrien, der Iran, Südafrika, ja sogar Ägypten  und vorsichtig viele andere setzen mit unterschiedlicher  Konsequenz und Einsatzbereitschaft gegenläufige, widerständige Akzente.

Die  Kämpfe und  die diplomatischen Einsätze jener Völker erfolgen auch in unserem Interesse. Sie sind von welthistorischer Bedeutung. Die  BRICS- und CELAC- Staaten und ihre Verbündeten helfen das  Überleben der Gattung sichern.

Es genügt aber nicht, wenn wir uns auf die Kräfte anderer verlassen. Es ist unsolidarisch. Es ist  blind und macht uns alle unnötig schwach.

Wir müssen also auch  in unseren Ländern  des globalen Norden den Widerstand gegen den großen Hegemon mit organisieren  helfen. Wir müssen unsere Regierenden vor uns hertreiben, wenn sie eine ansatzweise richtige Politik verfolgen. Wir müssen von unserer Kanzlerin und ihrem Außenminister mit Nachdruck fordern, die Verständigung mit Russland konsequenter  noch voranzutreiben.
Es darf in unserem Namen  keine Ausweitung der NATO an die Grenzen Russlands geben. Es dürfen keine Offensiv-Waffen an Kiew, geliefert werden. Die  strikte Einhaltung aller Punkte des MINSKER Friedensabkommens und der dieses  unterstützenden einmütig angenommenen Stellungnahme des UN-Sicherheitsrates ist das Gebot der Stunde.

Darüber hinaus ist es geboten, die US-amerikanische Politik als das zu kennzeichnen, was sie nun einmalmal ist: faschistisch, gewalttätig, völkerrechtswidrig, militaristisch und kriegstreiberisch.

Wir müssen wieder  lernen, uns zu organisieren. Die bestehenden Vereinigungen  jedweder Couleur, jedweder Art sind ebenso wie jegliche Medien weitgehend unterwandert.  Dies einzugestehen fällt schwer, ist aber für ein Vorankommen unabdingbar einzusehen.

Neue Zusammenschlüsse müssen geschaffen werden auf der finanziellen Basis von Mitgliederbeiträgen, mit demokratischen Strukturen, Rechenschaftslegung, ohne Einmischung von  außen durch  große Spendengelder.

Der wichtigste Zusammenschluss wird  für die nahe Zukunft notwendiger Weise  eine neue Arbeiterpartei sein müssen, die sich der Belange  der  großen Mehrheit  der Hand-und Kopfarbeiter annimmt. Noch immer ist die menschliche Arbeitskraft,  die allen Reichtum schafft. Hierbei  wird man aus den Erfahrungen der Geschichte lernen müssen. Der Weg, den bis heute noch alle sozialdemokratischen Parteien  von SPD über USPD, DKP und die  LINKE gegangen sind, hat ins Verhängnis geführt und er führt auch heute überall  zum schließlichen  Einknicken gegenüber der Militarisierung, gegenüber pseudohumanen Interventionskriegen, neoliberalen Wirtschaftsdiktaten und öffnet  so dem Faschismus die Türe. Dem ist Einhalt zu gebieten.

Eine hierfür zwingende Voraussetzung ist, dem Kotau gegenüber dem Antistalinismus der im Kern ein  besonders aggressiver Antikommunismus ist, ein Ende zu setzen.  Entgegen dem Willen der uns immer noch Beherrschenden, müssen wir aufhören damit  die  in den Ruin getriebenen, sozialistischen Staaten posthum zu verurteilen.
Vorurteilsfrei müssen diese ersten Versuche, eine humanere, menschenfreundlichere Gesellschaftsordnung aufzubauen, neu untersucht werden. Die klassischen Schriften des Marxismus-Leninismus, die einst der Arbeiterbewegung  den Weg zum Erfolg gewiesen haben, müssen  studiert und neu evaluiert  werden.

Der Weg nach vorne führt  also über eine Rückwärtsbewegung. Ohne Aneignung unsere Geschichte sind wir Treibgut auf den Wellen der Zeit.


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