Wednesday, August 14, 2013

Israel-Unterstützer versuchen, Palästina-Symposium in Berlin zu verhindern.


Petra Wild: Neuer Angriff auf die Informations- und Meinungsfreiheit: Israel-Unterstützer versuchen, Palästina-Symposium in Berlin zu verhindern. Urania kündigt kurzfristig Räume

Geschrieben von: Petra Wild   
Montag, den 12. August 2013 um 06:43 Uhr
http://wioglobal.files.wordpress.com/2009/01/1234-17-1-09.jpg?w=642Am 16.August 2013 sollte in der Urania zu Berlin ein Symposium zum Thema „Palästina – Frieden auf der Basis von Gerechtigkeit“ stattfinden. Organisiert wird es von der Kulturabteilung der iranischen Botschaft und als Referent/inn/en geladen sind: Gabi Weber, die Betreiberin des „Café Palestine“ in Freiburg, die Filmemacher/innen Stefanie Landgraf und Johannes Gulde, deren Film „Wir weigern uns Feinde zu sein“ die Palästina-Frage behandelt, der Wissenschaftler und Betreiber des Onlineportals „Muslim-Markt,“ Yavuz Özuguz, der Vorsitzende der Palästinensischen Gemeinde Deutschlands und der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft (DPG), Raif Hussein sowie Petra Wild, die Autorin des kürzlich erschienenen Sachbuchs „Apartheid und ethnische Säuberung in Palästina.
Der zionistische Siedlerkolonialismus in Wort und Tat,“ das unter anderem von Moshe Zuckermann in der „Süddeutschen Zeitung,“ Werner Pirker in der „jungen Welt“ und Rupert Neudeck auf Franz Alts Website „www.sonnenseite.com“  positiv besprochen wurde.
Mit vereinten Kräften machten die prozionistische „Stop the Bomb“-Kampagne um Lars Rensmann, die „jungle World,“ die „Jüdische Allgemeine,“ Henryk M. Broders „Achse des Guten“ und proisraelische Facebook-Seiten Druck auf die Urania-Leitung, die am 9.August, kurzfristig die bereits vermieteten Räume kündigte. Dr. Ulrich Bleyer begründete das folgendermaßen: „Das Programm und die Recherchen zu den Referenten lassen eindeutig erwarten, dass unser Satzungsziel der Völkerverständigung, das auch in den Geschäftsbedingungen zu unseren Verträgen als Bedingung für die Vermietung festgelegt ist, nicht eingehalten wird.“  Außerdem sei eine „große Zahl von Protesten“ sowie Auseinandersetzungen zu erwarten und auch das LKA rate von der Veranstaltung ab, da deren Sicherheit nicht gewährleistet werden könne. (Für genauere Informationen bitte die Urania selbst kontaktieren: kontakt@urania-berlin.de )
Wie nicht anders zu erwarten, werfen die Unterstützer des zionistischen Siedlerkolonialismus in Palästina den Veranstaltern und Referent/inn/en des Symposiums „antisemitische Propaganda“ vor.1 Der Antisemitismusvorwurf wird immer dann erhoben, wenn in der Sache Einwände nicht möglich sind. Wenn man keine Argumente und Sachverhalte hat, die das, was vorgetragen wird, widerlegen können, greift man zur moralischen Diffamierung in der Hoffnung, dass sich der Betreffende von seinen eigenen Erkenntnissen distanziert, die Öffentlichkeit ihn ohne weiteres Nachfragen verurteilt und Vermieter Veranstaltungsräume kündigen. Damit soll auch eine Beschäftigung mit der Sache, um die es geht verhindert werden. Diese Demagogie ist jedoch in den letzten Jahren – nicht zuletzt aufgrund der inflationären Verwendung des Antisemitismusvorwurfs -  von der kritischen Öffentlichkeit weitgehend durchschaut worden.
Was den Referent/inn/en des Symposiums konkret vorgeworfen wird, ist bei der „Achse des Guten“ nachzulesen.2 Um Stimmung gegen Gabi Weber vom „antisemitischen 'Café Palestine'“ zu machen, wird folgendes Zitat angeführt: „Ich habe mich noch nie so sicher in Gaza gefühlt, wie bei meinem letzten Besuch im  September 2010 – abgesehen von der  israelischen Bedrohung von Außen. Es gab kaum Polizisten oder Soldaten in den Straßen und ich habe auch sonst keine Gewalt erlebt.“  Stefanie Landgraf und Johannes Gulde wird vorgeworfen, dass zwei dezidiert proisraelische Politiker und ein Pfarrer in Nürnberg ihren Film diffamiert haben, u.a. als den „Antisemitismus und Antiisraelismus“ fördernd. Gegen Yavuz Özuguz wird ins Feld geführt, dass er den Iran besucht hat und gegen Petra Wild und Raif Hussein, dass sie sich auf das Internationale Recht berufen. Raif Hussein wird mit folgendem Ausschnitt aus einem Interview mit der Website „Die Freiheitsliebe“ zitiert, der gegen ihn sprechen soll: „Eine Alternative für die Palästinenser, die wir von der palästinensischen Gemeinde schon seit unserer Gründung fordern, wäre eine Distanzierung der  politischen Führung der Palästinenser von allen Verträgen, die seit Oslo unterschrieben wurden. Diese Verträge wurden von der Seite Israels niemals gehalten und können daher von der palästinensischen Regierung für ungültig erklärt werden, damit ist nicht nur der Osloer Friedensprozess, sondern auch auf ihn folgenden Verträge gemeint. […] Ein wirklicher Frieden kann nur erreicht werden, wenn die internationalen Beschlüsse akzeptiert werden, damit ist besonders die UN Resolution 194 gemeint, die das Rückkehrrecht aller Flüchtlinge nach Israel beinhaltet.“
Petra Wild wird folgendes Zitat aus einem Interview mit dem „Muslim-Markt“  zur Last gelegt: „Wiederherstellung der Gerechtigkeit bedeutet zuallererst die Umsetzung des von der UNO garantierten Rechts auf Rückkehr und Entschädigung der 1948 und danach vertriebenen Palästinenser zu ihren Herkunftsorten. Wie antizionistische Israelis und Palästinenser gleichermaßen betonen, bedeutet Entkolonisierung in Palästina Entzionisierung. Das schließt die Beseitigung der Apartheidgesetze und- infrastruktur, die Rückgabe des geraubten Landes und Eigentum und die Überwindung der rassistischen zionistischen Ideologie ein.“
Was daran verwerflich oder gar antisemitisch sein soll, erschließt sich wahrscheinlich nur denjenigen, deren Wahrnehmung entsprechend präformiert ist, die also ideologisch indoktriniert sind. Jenseits aller  Demagogie jedoch ist das Thema des Symposiums „Palästina – Frieden auf der Basis von Gerechtigkeit“ sowie das breite Spektrum der Redner/innen genau die richtige Initiative zur richtigen Zeit. Die Zwei-Staaten-Lösung ist – auch wenn die Verhandlungsfarce weitergeht – offensichtlich gescheitert und in Palästina brennt es an jeder Ecke. Als Beispiel sei hier nur die systematische Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung aus Jerusalem erwähnt, die vom UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte, Richard Falk, als „ethnische Säuberung“ bezeichnet wird. Es ist höchste Zeit, über positive Lösungsmöglichkeit des Konflikts nachzudenken und die subjektiven  und objektiven Tendenzen zu analysieren, die die jetzige Phase bestimmen. Die Veranstaltung wird wie geplant am 16.August stattfinden, der Ort wird noch bekannt gegeben.3
Anmerkungen
1  Pyka, Jennifer Nathalie, Urania: Israelhass zur Untermiete, Jüdische Allgemeine 8.8.2013

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